Die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR)
Die EU verfolgt mit verschiedenen neuen Verordnungen ehrgeizige Ziele im Bereich Nachhaltigkeit, Produktsicherheit und Umweltschutz. Die PPWR, die EUDR und die GPSR setzen klare Vorgaben für Unternehmen, die sowohl die Gestaltung von Verpackungen als auch die Sicherheit von Produkten und die Rückverfolgbarkeit von Lieferketten betreffen. In diesem Blogpost werfen wir einen Blick auf die zentralen Punkte dieser neuen Regelungen und deren Auswirkungen auf Unternehmen in Europa.
Die Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) wurde Ende 2024 auf EU-Ebene finalisiert. Die Verordnung wurde am 22.01.2025 im Amtsblatt der EU veröffentlicht und tritt 20 Tage nach der Veröffentlichung in Kraft. Die Übergangsfrist für die nationale Umsetzung der PPWR-Bestimmungen beträgt 18 Monate. Unternehmen müssen ihre Prozesse und Produkte also bis zum 12.08.2026 an die neuen Vorgaben anpassen.
Die PPWR hat weitreichende Auswirkungen auf die Verpackungsindustrie. Oberstes Ziel der PPWR ist eine Reduktion des Verpackungsmülls in der EU. Um dieses zu erreichen, legt die PPWR die schrittweise Einführung spezifischer Maßnahmen und Vorgaben fest, die auch Wellpappverarbeiter betreffen:
Designanforderungen für recyclingfähige Verpackungen: Bis 2040 müssen alle Verpackungen auf dem EU-Markt vollständig recyclingfähig sein, basierend auf einheitlichen Kriterien, die Materialien oder Kombinationen ausschließen, die das Recycling behindern. Dies wirkt sich für Wellpappverarbeiter insbesondere auf beschichtete Verpackungen und auf Kombinationsverpackungen mit Kunststoff aus. Werden diese eingesetzt, muss darauf geachtet werden, dass die Verpackung sich leicht in ihre Komponenten trennen und recyclen lässt. Darüber hinaus gelten für Kunststoff weitreichendere Bestimmungen hinsichtlich Recyclingfähigkeit und Einsatz.
„Rightsizing“ von Verpackungen: Außer im Fall von Schutzverpackungen müssen Gewicht und Volumen von Verpackungen bis 2030 auf ein technisches Minimum reduziert werden. Die PPWR schreibt ebenfalls bis 2030 für Sekundär- und Transportverpackungen einen maximalen Luftraum von 50 % vor. Außerdem werden sogenannte „Mogelverpackungen“, also Verpackungen, die das Produkt größer wirken lassen als es tatsächlich ist, verboten.
Einheitliche Kennzeichnung und Transparenz: Verpackungen müssen zukünftig EU-weit mit einheitlichen Kennzeichnungen über die Recyclingfähigkeit und den korrekten Sortierungsweg versehen werden. Dies soll einerseits das Recycling erleichtern und andererseits dazu beitragen, dass Verpackungsmüll korrekt entsorgt wird.
Abgabe von Konformitätserklärungen: Verpackungshersteller werden dazu verpflichtet, umfassende Konformitätserklärungen abzugeben, in denen sie die Erfüllung der Pflichten im Rahmen der PPWR bestätigen.
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Die European Deforestation Regulation (EUDR)
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) zielt darauf ab, den Import und Handel von Produkten, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen, innerhalb der Europäischen Union zu unterbinden. Ursprünglich sollte die Verordnung am 30. Dezember 2024 in Kraft treten. Der Beginn ihrer Gültigkeit wurde jedoch um ein Jahr auf den 30. Dezember 2025 verschoben, um Unternehmen mehr Zeit zur Anpassung an die neuen Anforderungen zu geben.
Die EUDR verpflichtet Unternehmen, die in der EU bestimmte Rohstoffe und Erzeugnisse, unter anderem Holz und holzbasierte Produkte. in Verkehr bringen, zur Einhaltung strenger Sorgfaltspflichten. Sie müssen detaillierte Informationen über die Herkunft des verwendeten Holzes bereitstellen und sicherstellen, dass dieses aus nachhaltigen Quellen stammt. Dies erfordert eine lückenlose Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette.
Im Papiersektor fallen Frischfaserprodukte unter die EUDR, während Recyclingprodukte ausdrücklich von der Verordnung ausgenommen sind. Enthält eine Verpackung einen Anteil an Frischfasern, muss für diesen Teil die Einhaltung der Sorgfaltspflichten nachgewiesen werden.
Für KMU gelten einige Erleichterungen hinsichtlich der Erfüllung der Sorgfaltspflichten. So sind kleine und Kleinstunternehmen weiterhin mit einem halben Jahr Verzögerung, und damit erst ab dem 30.06.2026 zur Abgabe einer Sorgfaltserklärung verpflichtet. Darüber hinaus müssen KMU in Fällen, in denen für die bezogenen Produkte bereits eine Sorgfaltserklärung vorliegt, keine eigenständige Sorgfaltserklärung mehr erstellen. Stattdessen ist es ausreichend, die Referenznummer der bereits existierenden Sorgfaltserklärung aus der vorgelagerten Wertschöpfungskette anzugeben.
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Wir empfehlen Dir, dich bereits frühzeitig mit dem Informationssystem der EU zur Abgabe der Sorgfaltserklärungen vertraut zu machen. Die EU hat neben dem Live-System ein Trainingssystem eingerichtet, in dem Du bereits probeweise Sorgfaltserklärungen erstellen können. Zusätzlich haben wir Dir einige nützliche Links der EU und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zusammengestellt, über die Du dich weitergehend informieren kannst. Selbstverständlich halten wir Dich bei relevanten Updates auf dem Laufenden.
Live System für Abgabe der Sorgfaltspflichtenerklärung: https://eudr.webcloud.ec.europa.eu/tracesnt/
Trainingssystem: https://acceptance.eudr.webcloud.ec.europa.eu/tracesnt/login
User Guide der EU / Schulungstermine zum Informationssystem: https://green-business.ec.europa.eu/deforestation-regulation-implementation/deforestation-due-diligence-registry_en?prefLang=de&etrans=de
Fragen-E-Mail-Adresse der EU: SANTE-TRACES@ec.europa.eu
Allgemeine Informationen der EU zur EUDR: https://green-business.ec.europa.eu/deforestation-regulation-implementation_en?etrans=de&etransnolive=1
Informationen der BLE (deutschsprachig): https://www.ble.de/DE/Themen/Wald-Holz/Entwaldungsfreie-Produkte/Lieferketten_node.html
Die General Product Safety Regulation (GPSR)
Die Verordnung über die allgemeine Produktsicherheit (GPSR) ist am 13.12.2024 nach einer 18-monatigen Übergangszeit in Kraft getreten. Ziel der GPSR ist es, ein hohes Schutzniveau für Verbraucher in der Europäischen Union zu gewährleisten, indem sichergestellt wird, dass alle auf dem EU-Markt angebotenen Non-Food-Verbraucherprodukte sicher sind. Verbraucherprodukte sind hierbei sämtliche Produkte, die entweder für Verbraucher bestimmt sind, die nach vernünftigem Ermessen von Verbrauchern benutzt werden könnten oder die Verbrauchern im Rahmen einer Dienstleistung zur Verfügung gestellt werden. Somit
Ein zentrales Element der GPSR ist die Einbeziehung von Online-Marktplätzen und Fulfillment-Dienstleistern, die spezifische Pflichten übernehmen müssen, darunter die Bereitstellung von Produktinformationen und Sicherheitswarnungen. Gleichzeitig werden die Anforderungen an die Produktsicherheit verschärft: Hersteller müssen interne Prozesse etablieren, um Risiken zu minimieren, Änderungen an Produkten prüfen und Unfälle, die durch ihre Produkte verursacht werden, melden. Darüber hinaus müssen auf den Produkten sowohl klare Angaben zur Identifikation (z.B. Typen-, Chargen-, Seriennummern) sowie Herstellerangaben angegeben werden.
Die GPSR legt besonderen Wert auf Rückverfolgbarkeit, um unsichere Produkte entlang der gesamten Lieferkette identifizieren und schnell vom Markt nehmen zu können. Dies soll Verbraucher besser schützen und Unternehmen verpflichten, eng mit Marktüberwachungsbehörden zusammenzuarbeiten.
Als EU-Verordnung gilt die GPSR bereits in Deutschland, auch wenn noch keine Anpassung des deutschen Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG) stattgefunden hat. In den kommenden Monaten wird erwartet, dass die EU weitreichendere Unterstützungsleistungen für KMU zur Umsetzung der GPSR anbietet.
Für Verpackungshersteller gibt es zwei relevante Fälle im Rahmen der GPSR:
Die Verpackung gelangt nur als Verpackung des eigentlichen Produkts zum Verbraucher: Die Verpackung ist Bestandteil der Risikoanalyse des verpackten Produkts. Die Verpackungshersteller müssen die in der GPSR festgelegten Pflichten nicht selbst erfüllen. Es kann jedoch sein, dass der Kunde im Rahmen seiner Risikoanalyse Informationen von Verpackungsherstellern anfordert.
Die Verpackung wird als eigenständiges Produkt an Verbraucher vertrieben: In diesem Fall muss der Verpackungshersteller sämtliche Pflichten im Rahmen der GPSR erfüllen.